Lassen Sie uns gemeinsam Überraschungen suchen

Was ist diese Hütte, auf einem Eckturm des österreichischen Parlaments?

Welche Funktion hat die Hütte?
Eigentlich hat sie mindestens drei Funktionen!

Die erste Funktion ist praktisch: sie schützt die Arbeiter, die die Skulpturengruppe auf dem Eckturm restaurieren. Deswegen ist sie entstanden.
Eine zweite Funktion ist in der Phantasie von Menschen im Gespräch entstanden. In diesem Fall haben zwei Wiener BesucherInnen darin ein Denkmal, ein Bekenntnis zur Demokratie gesehen: eine Alpenhütte, die auf dem Turm des Parlaments der Alpenrepublik thront.
Die dritte Funktion der Hütte ist die Erweckung von Assoziationen mit dem, was der Betrachter schon kennt. In diesem Fall geht es um die Kunst von Erwin Wurm die die Besucherinnen gerade im Museumsquartier gesehen hatten.
Die Funktionen verschmelzen und geben den Beteiligten Gelegenheit, sich ein bisschen länger auf das imposante Gebäude und auf die Straßen Wiens einzulassen und sich dabei angenehm und witzig zu unterhalten.

Was ist die Aufgabe eines Stadtführers?
Die „richtige“ Wirkung zu verraten? Wer braucht das?
Ihr kennt sie schon.
Die „erfundene“ Funktion zu entlarven und korrigien.
Aber warum denn? Es wäre Schade.

Die Aufgabe eines Stadtführers kann auch sein,
solche Anlässe zu Missverständnissen,
zur Vieldeutigkeit und Kreativität
in der Stadt zu suchen

und sich mit den Gästen
angenehm darüber zu unterhalten.

Dabei wird der Gast Viel von der Stadt sehen und erlaufen;
und auch das Wesentliche über die Stadt hören.

Wenn wir gemeinsam durch die Stadt gehen,
versuche ich mit ihnen, mit mir und mit der Stadt
zu experimentieren.

Ich lasse die Eindrücke, Kompetenzen und Erfahrungen der Besucher mit meinen Erfahrungen von vielen anderen Besuchern, mit meinen Recerchen und mit meinem lokalen Wissen wie in Reagenzglas frei wirken und reagieren.

Meine Hoffnung (und meine Wette) ist dass etwas neues dabei herauskommt, das mich, Sie und auch die Fachleute überraschen kann.

Ich suche und bringe Sie vor allem zu Orten hin, die noch besonders vieldeutig sind, z.B. weil sie im Wandeln sind oder sich dort Widersprüchliches geschieht oder geschehen ist.
Wir laufen gemeinsam durch diese Orte und versuchen zusammen sie zu interpretieren, über sie zu spekulieren, zu schmunzeln oder auch zu schaudern, wenn es nötig ist.

Ich gebe Ihnen Hintergrundinformationen aus einzelnen Projekten.
Wir hören und sprechen von und mit Menschen, die dort leben oder gelebt haben. Wir arbeiten mit Grundinstrumente der Stadtplanung und der Stadtbeschreibung.

Wir zupfen spielend am Knäuel, den die Absichten von Planenden und Auftrag-Gebenden, die Geschichte des Bauens und der Nutzung, die Handlungen der Nutzer, die Projektionen auf das fertige Gebäude u.v.m. bilden.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten.

Wie können den Spannungen lauschen, die wir durchlaufen, sie sehen, hören und spüren, ohne sie auseinander zu nehmen, wie der Musik von Einstürzenden Neubauten, Wagner oder Schonberg.

Wir können aber auch in kontroverse Diskussionen über Kunst, Kommunikation, soziale und politische Entwicklung, Gentrifizierung, Zukunft und Vergangenheit der Stadt und unserer Gesellschaft, Geschichte des 20en Jahrhunderts in der Gegenwart, Architektur und Alltag geraten.

Wir können sogar auf Fragen stoßen, die noch nicht mal ausgesprochene Fachleute abschliessend beantworten könnten.

Wir können auch die Sonne oder das Regen geniessen.

Kommen Sie mit und lassen Sie uns gemeisam Überraschungen suchen.

Claudio Cassetti